Wenn ihr unsere Körbe an WomenCraft Marktständen oder im Onlineshop seht, kommen diese gepflegt und frisch daher. Jeder Korb hat aber eine unglaublich weite Reise hinter sich und muss auf dem Weg viele Barrieren und Gefahren überwinden. In diesem Blogpost nehmen wir euch mit auf diese Reise.
WomenCraft Flechterinnen bei der Arbeit
Das Abenteuer eines WomenCraft Korbes beginnt im abgelegenen Nordwesten Tansanias in Ngara, an der Grenze zu Rwanda und Burundi. Ngara ist sehr ländlich und eine der ärmsten Regionen auf der Welt. Das Leben eines Korbes beginnt in den lokalen Dörfern, in einem von 25 WomenCraft Flechtzentren, in denen über 600 Frauen täglich zusammen flechten. In tagelanger Handarbeit wird der Korb geflochten aus Schilfgras, der getrockneten Rinde von Bananenbäumen und den Fäden upcycelter Reissäcke aus den Feldern und Haushalten der Frauen. Einmal alle zwei Wochen werden alle Produkte von den Flechtzentren zu Fuss, per Bus oder per Motorrad von den Frauen ins WomenCraft Office in Ngara Town gebracht. Die Produktion wird koordiniert von unserer jungen WomenCraft Produktionsleiterin Foibe (siehe Blogpost: Foibes inspirierende Geschichte).
Tukufu (Leiterin der Qualitätskontrolle) am überprüfen der Körbe
Im WomenCraft Office findet die Qualitätskontrolle statt, die WomenCraft Labels werden angebracht und sobald eine Bestellung vervollständigt ist, wird diese in grosse Kartonkisten verpackt. Anschliessend müssen unterschiedliche Regierungsbehörden die Fracht besichtigen kommen und die Bewilligung für die Fracht auf dem Landweg an den Hafen nach Dar es Salaam erteilen. Für die Fracht von Korbwaren brauchen wir zehn verschiedene Bewilligungen und Lizenzen, die alljährlich bei unterschiedlichen Ministerien erneuert werden müssen. Es ist erfreulich, dass auch in Tansania die Digitalisierung grosse Fortschritte gemacht hat und viele dieser Dokumente heute online beantragt, bezahlt und übermittelt werden können. Frank, unser junger WomenCraft Logistik Manager, koordiniert alle diese Schritte und organisiert den Transport nach Dar es Salaam.
Bei Regen wird die Fahrt zur Rutschpartie
Jetzt sind die Körbe bereit für den Transport in einem grossen Lastwagen vom ländlichen Ngara an die 1300km entfernte Küste in Dar es Salaam, dem Wirtschaftszentrum Tansanias. Die Fahrt dauert zwischen drei Tage und zwei Wochen, je nachdem, was unterwegs alles schief geht. Die Strassen sind oft schlecht und nicht asphaltiert. Wenn es regnet, kann der Lastwagen im Schlamm stecken bleiben. Auch Pannen sind bei den oft alten Lastwagen keine Seltenheit. Unterwegs müssen die Körbe zudem durch etliche Polizeikontrollen, wo immer mal wieder Geld verlangt wird. Der «Tanzania Forest Service» hat unsere Fracht auch schon mehrere Tage mitten in der Wildnis beschlagnahmt aufgrund «fehlender Dokumente». Während der Reise sind auch schon ganze Kisten «verschwunden». Die Reise von Ngara nach Dar es Salaam ist also ein grosses Abenteuer für die Körbe und die Erleichterung ist gross, wenn die Fracht endlich angekommen ist.
Endlich: Ankunft der Lastwagen in Dar es Salaam. Die Anschrift auf dem Lastwagen"Safari Bado" heisst so viel wie: "die Reise hat noch nicht angefangen". Es ist noch ein langer Weg.
In Dar es Salaam wird die Fracht in einem Container-Lager abgeladen wo ein Zwanzig-Fuß-Schiffscontainer für uns bereitsteht. Bevor der Container beladen werden kann, müssen wir nochmal weitere Bewilligungen und Zertifikate einholen bei der Regierung für den Export und die Seefracht. Zur Kontrolle der Luftfeuchtigkeit im Container, hängen wir Trockenmittelsäcke an die Containerwände. Nach Inspektion des Containers auf Löcher, Nässe und Geruch, können wir diesen endlich beladen.
Wenn alle Kisten im Container sind, wird dieser von der Steuerbehörde offiziell versiegelt und mit einem Lastwagen an den Hafen transportiert. Jetzt wird der Container mit einem Kranen auf das im Voraus gebuchte Schiff geladen. Nach Zahlung etlicher weiterer Hafengebühren ist alles bereit für die Reise von Dar es Salaam via Oman, Rotterdam und Basel bis zu unserem Lager in Bern.
Der Hafen in Dar es Salaam
Die Reise auf dem Meer dauert fast zwei Monate. Der Container durchquert auf dem Seeweg verschiedene Klimazonen und ist dem Wetter und grossen Temperaturschwankungen (Tag/Nacht) ausgesetzt. Im Oman wird der Container wieder per Kran vom Schiff abgeladen und nach ein paar Tagen auf ein neues Schiff geladen mit Ziel Rotterdam in Holland. In Rotterdam wird der Container umgeladen auf ein Rhein-Schiff für den Transport nach Basel. In Basel werden alle Zollformalitäten und -zahlungen abgewickelt, bevor der Container nochmal auf einen Lastwagen umgeladen wird für den letzten Transport zu unserem Lager in Ostermundigen (Bern).
Ankunft des Containers bei unserem Lager in Ostermundigen - die Anspannung ist gross!
Vor Ankunft des Containers haben wir regelmässig schlaflose Nächte. Unterwegs kann so viel schief gehen. Zum Beispiel: während unserer letzten Fracht im Juli 2023 wurde unterwegs ein grosses Loch in das Dach und die Seitenwand des Containers gerissen – wahrscheinlich beim Umladen im Oman. Danach kam das Schiff in einen Sturm und rund 10 der insgesamt 90 Kisten wurden von der Nässe zerstört. Aus diesem Grund ist unsere Fracht immer versichert.
WomenCraft Lager in Ostermundigen
Als letztes müssen wir den Container innert zwei Stunden selber ausladen und die jeweils rund 5'000 Körbe in unserem Lager in Bern verstauen. Hier prüfen wir nochmal alle Produkte auf allfällige Schäden, die während dem Transport entstehen können. Jetzt sind die Körbe endlich in Sicherheit. Von hier kommen sie nun endlich zu euch an einem unserer Marktstände oder per Post, für Onlineshop-Bestellungen.
Das ist die Reise unserer WomenCraft Körbe. Die Körbe sind insgesamt rund drei Monate unterwegs. Wenn man das Flechten und die Zwischenlagerung in Ngara dazurechnet braucht ein Korb fast acht Monate, bis er bei uns in der Schweiz ankommt. Es ist ein langer und abenteuerlicher Weg, auf dem viel passieren kann und auf welchem grosse Kosten angehäuft werden. Die Organisation dieses Transportwegs ist komplex. Sie braucht viel Erfahrung und ein grosses Netzwerk an lokalen Kontakten, die an den unterschiedlichen Standorten mithelfen, dass der Container so sicher und schnell wie möglich weiterreisen kann. Flugfracht wäre deutlich schneller und unkomplizierter aber auch etwas (aber nicht viel) teurer als Seefracht. Mit dem Schiff können wir aber garantieren, dass der CO2-Fussabdruck unserer Körbe auf einem absoluten Minimum gehalten werden kann – Seefracht stößt ca. 50 Mal weniger CO2 aus pro Tonnenkilometer als Flugfracht. Nur mit der Seefracht können wir also unseren sehr hohen Nachhaltigkeitszielen gerecht werden.
Trotz der weiten und abenteuerlichen Reise, kommt jeder Korb schlussendlich ohne Zwischenhandel direkt von einer der 600 WomenCraft Flechterinnen zu euch nach Hause. Das ist unserer Mission! Nur so können die Frauen den absolut grösstmöglichen Preis mit ihren Körben verdienen und damit das Leben ihrer Familien nachhaltig verbessern.
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